Leserbrief in: Die kleine See-Post (05.03.2020)
Heute, am 5. März 2020, zeigt das Erste (ARD) um 21:45h in der Sendung Panorama einen Beitrag zum Thema Palmöl. Schauen Sie sich an, weshalb die Kritik am „nachhaltig“ zertifizierten Palmöl nicht abreißt. Kressbronn verbrennt rund 180 Tonnen davon jedes Jahr im Blockheizkraftwerk der Realschule (www.energiekressbronn.de).
Trotz Protesten und mehr als 70.000 Unterschriften gegen die Palmölverbrennung in Kressbronn lehnen CDU und BWV im Gemeinderat weiter einen übergangsweisen Umstieg auf Pflanzenöl aus der EU ab.
Mittlerweile liegt das Strukturgutachten der Energieagentur Ravensburg zum Palmöl-Kraftwerk in Kressbronn vor. Da laut Gemeindeverwaltung derzeit „andere Prioritäten“ verfolgt werden, konnte das Gutachten jedoch noch nicht ausgewertet werden. Während der Bürgermeister den Spatenstich für die neue Erdgasleitung in die Nachbarorte vollzieht, scheint die Auseinandersetzung mit der Überplanung der Wärmeversorgung eher kontraproduktiv.
Machen statt strategisch planen scheint in Kressbronn zum Selbstläufer geworden zu sein. Wie kann eine Gemeinde 15 Mio. € für die Schulsanierung einplanen, ohne die Energieversorgung durch das Palmölkraftwerk im Keller des Gebäudes mit in die Modernisierung einzubeziehen? Spätestens die Ehrengäste, die zum Abschluss der Sanierungsarbeiten eingeladen werden, könnten diese Frage stellen.
Positiv sind sicher die Ansätze zu einem städtebaulichen Gesamtkonzept, das jüngst im Gemeinderat diskutiert wurde. Um der Arbeitsgruppe ein Gerüst an die Hand zu geben, das die grundlegenden Handlungsspielräume und Ziele beinhaltet, ist die Überarbeitung von Kressbronns Leitbild absolut notwendig – und zwar bevor sich Planungsideen verselbstständigen.
Eine Gemeinde, die rund 86% ihres Energiebedarfs aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Palmöl deckt, braucht verbindliche Ziele, an denen der Erfolg der Entscheidungen ihrer gewählten Vertreter messbar ist.
Die Fortschreibung des Leitbilds der Gemeinde steht in der Agenda 2030 an ERSTER STELLE. Hinter dem Punkt 0001 steht der Bürgermeister als Verantwortlicher für die Umsetzung dieser Aufgabe. Stand der Umsetzung ist bis heute „0“. Mit der Grundlage, also des Leitbilds, für jegliche Weiterentwicklung der Gemeinde Kressbronn in wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und kultureller Hinsicht wurde demnach noch nicht einmal begonnen.
Wir sollten uns als Bürger fragen, was wir in den kommenden 10 Jahren erreichen wollen und wie wir einen positiven Beitrag in unserer Gesellschaft leisten können. Noch haben wir die Möglichkeiten, grundlegende Veränderungen anzustoßen. Dies sollte unsere oberste Priorität sein.