CDU und BWV setzen Landwirte Schachmatt

Leserbrief (Die kleine See-Post)

Nach der Kundgebung gegen den Weiterbetrieb des Palmölkraftwerks in Kressbronn wurde ich von einem Vertreter der Verwaltung gefragt, ob es nicht ein sehr gutes Zeichen wäre, dass die Gemeinde Kressbronn nun ein Gutachten zu alternativen Wärmekonzepten anfertigen will. Viele der Räte haben in der Sitzung von 25.09. bekundet, dass sie nicht länger an Palmöl als Brennstoff für das Heizkraftwerk festhalten wollen entweder weil sie einsehen, dass die Monokulturen zu einer nie dagewesenen Vernichtung tropischer Urwälder führt oder wegen Imageverlusts für unseren Tourismusstandort.

In der eigentlichen Abstimmung entschied sich jedoch eine klare Mehrheit der Gemeinderäte aus CDU und BWV Fraktion für den Weiterbetrieb des Kraftwerks mit Palmöl. Auch auf ein Enddatum für die Verbrennung von Palmöl und die anschließende Umstellung auf ein Pflanzenöl aus EU-Anbau wollten sich die CDU/BWV-Abgeordneten nicht festlegen.

Die Festlegung eines Ausstiegsdatums - auch wenn sie nach dem Vorschlag von Bürgermeister Enzensperger erst Ende 2021 erfolgt wäre - setzt ein praktikables Ziel für die Haushaltsplanung, die Rohstofflieferanten und nicht zuletzt für viele Bürger.

Obwohl weder der Kämmerer noch der technische Leiter aktuelle Preise für EU-Rapsöl als Ausweichbrennstoff vorlegen konnten, begründeten CDU und BWV den zukünftigen Bezug von Palmöl mit der Annahme, dass der Rapsölpreis durch die schlechteren Ernten aus den Trockensommern weiter steigen werde.

Spätestens hier sollten sich die Landwirte, die neulich noch grüne Latten in der Garage zusammengenagelt haben, Gedanken machen. Ihre Vertreter haben ohne Zögern Billigsprit aus Übersee den Vorzug gegenüber einem heimischen bzw. EU-Produkt gegeben, ohne aufs Etikett zu schauen. Mit der der viel diskutierten Solidarität unter den Landwirten scheint es nicht weit her zu sein.

Wir können anders arbeiten, wenn es der Verbraucher preislich würdigt. Dieser Satz fällt oft in der Debatte um nachhaltige Landwirtschaft und faire Preise. Kressbronn könnte hier einen Anfang machen, indem Verantwortungsbewusstsein und die Förderung der Landwirte vor der eigenen Haustür bei der Brennstoffwahl mit in die Entscheidung einbezogen wird.

Ist das Strukturgutachten eine gute Entscheidung? Ja. Ist dadurch ein Umstieg von Palmöl als Brennstoff in greifbare Nähe gerückt? Nein. Vielmehr setzt das Votum von CDU und BWV im Kressbronner Gemeinderat den Kurs für eine möglichst lange Weiternutzung von Palmöl im Rahmen der Gewinnmaximierung. Denn was die Landwirtschaftsvertreter im Gemeinderat vom Konsumenten fordern, sind sie selbst nicht willens zu leisten: faire Preise für nachhaltigere Produkte.

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