Reaktionen zur Kundgebung am 25.09.2019

Jede Revolution beginnt mit einem Auflauf.

Danke, dass Ihr dabei wart!

Am 25.09.2019 versammelten sich rund 50 Menschen auf dem Kressbronner Marktplatz, um den Gemeinderatsmitgliedern eine Nachricht für die anstehende Abstimmung zum Palmöleinsatz im Heizkraftwerk mitzugeben:

ABSCHALTEN!

Kundgebung

Es ging an diesem Tag nicht nur um Protest gegen den Einsatz des klima- und umweltschädlichen Brennstoffs in Kressbronn, sondern um den Informationsaustauch. Die Teilnehmer standen auch in Vertretung der mittlerweile mehr als 67.000 Menschen auf dem Marktplatz, die die Petition gegen den Palmöleinsatz in Kressbronn unterschrieben haben.

Die Journalistin und Filmemacherin Inge Altemeier berichtete auf der Kundgebung von Ihren zahlreichen Dokumentationen aus den Palmölanbaugebieten. Ihre Recherchen zu dem von der Gemeinde Kressbronn erworbenen Palmöl bestätigten, dass sich die Herkunft nur bis zum Dienstleister zurückverfolgen lässt, der das Zertifikat ausstellt – der Dienstleister selbst kann nicht zurückverfolgen, aus welchem Anbaugebiet das Palmöl stammt.

Angelika Kotzur, die sich vor Ort seit vielen Jahren für die Renaturierung von aufgegebenen Palmölplantagen einsetzt, erläuterte wie die Wiederaufnahme der bäuerlichen Arbeit die zerrütteten Dorfgemeinschaften stärkt. Der Zugang zu Bildung und unzensierten Informationen spielt in diesem Prozess eine wichtige Rolle. Hierin liegt nach ihrer Einschätzung auch eine Verantwortung der Länder und Verbraucher, die heute auf Palmöl als billigen Rohstoff zurückgreifen.

Die große Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder stimmte an diesem Tag für den weiteren Bezug von Palmöl zur Verbrennung im Blockheizkraftwerk. Auf ein Ausstiegsdatum für den Bezug von Palmöl wollte sich Kressbronns Gemeinderat nicht festlegen.

So bleibt die grundlegende Kritik an der Energiepolitik der Gemeinde Kressbronn bestehen.

Auch der in der Gemeinderatssitzung gefasste Beschluss zur Umrüstung der Beleuchtungstechnik in den öffentlichen Gebäuden zeigt, dass es noch immer wenig Verständnis über die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Energiequellen und den Auswirkungen auf den Klimawandel im Rat gibt.

Innerhalb von wenigen Minuten wurde ein Budget von rund 357.000€ (brutto) für den Einbau der LED-Technik in öffentlichen Gebäuden verabschiedet. Während der Stromverbrauch zwar hierdurch reduziert wird, passiert dies in einem Sektor, der bereits heute in Kressbronn CO2-frei ist. Dies wird durch den Bezug von 100% Ökostrom gewährleistet.

Die Präsentation der Beleuchtungsspezialisten verwies auf eine CO2-Einsparung von 40.000 Tonnen pro Jahr. Der Gemeinderat begrüßte die Entscheidung als ein „echtes Stück Klimaschutz“.

Leider lag hier ein Berechnungsfehler um den Faktor x1.000 vor, wie leicht überschlägig zu ermitteln war. 40.000 Tonnen entspräche der CO2-Einsparung, wenn die Stadt London ihre Beleuchtung auf LED umstellt.

Es dürfte sich also eher um ein Einsparpotenzial von ca. 40 Tonnen CO2 pro Jahr handeln. Da der Stromverbrauch der öffentlichen Geäude aus Ökostrom gedeckt wird, kann Kressbronn hier jedoch kein CO2-Einsparpotenzial realisieren!

Um effektiven Klimaschutz zu betreiben, müssen wir als Gemeinde lernen, Investitionen strategisch und gezielt einzusetzen. Hierfür fehlen nach wie vor die Grundlagen:

  • Zentrale Erfassung des Energieverbrauchs
  • Strategische Investitionsplanung zur Reduktion des CO2-Ausstoßes
  • Überwachung der Maßnahmenumsetzung und transparente Kommunikation

86% von Kressbronns Energiebedarf werden durch die Verbrennung von Erdgas und Palmöl gedeckt.

Das zu ändern ist natürlich etwas komplizierter und teurer als nur die Glühbirnen auszutauschen. Aber hier müssen wir als Gemeinde ran!

Die Gemeine Kressbronn überlegt nun, ob ein Strukturgutachten erstellt werden soll, um alternative Wärmekonzepte zu prüfen. Die Mehrheit der Räte hat sich jedoch gegen einen übergangsweisen Umstieg auf Pflanzenöl aus der EU ausgesprochen.

Unterm Strich bedeutet dies, dass die Palmölverbrennung so lange wie möglich weiterbetrieben wird, um von Einsparungen beim Kraftstoffpreis zu profitieren. Nach Ansicht des Kämmerers sollte dies auch noch drei Jahre so weiterlaufen, bis die buchhalterische Abschreibung für das Kraftwerk abgeschlossen ist.

Die Bodenseeregion und das Land Baden-Württemberg sollten hier ihren Einfluss geltend machen, um weitaus bedeutendere Zielstellungen nicht zu untergraben. Das Nachhaltigkeitskonzept für die Bodenseeregion sowie Klima- und Umweltschutzprojekte des Landes erfahren eine wesentliche Aufwertung, wenn Gemeinden wie Kressbronn an ihre Aufgaben bezgl. des Gemeinwohls erinnert weden.

Tags