Nullnummer - Palmölkraftwerk Kressbronn

Endlich – das Gutachten zum Palmöl-Blockheizkraftwerk der Gemeinde Kressbronn liegt vor. Vor mehr als einem halben Jahr entschieden die Mehrheitsfraktionen von CDU und BWV, weiterhin billiges Palmöl zu verbrennen, bis ein Strukturgutachten klärt, welche Alternativen für die Wärmegewinnung für die öffentlichen Gebäude zur Verfügung stehen. Sogar Herr Wenzler, der technische Leiter der Gemeindeverwaltung, war sicher: das muss für die Kritiker ein wichtiges Zeichen sein.

Es dürfte keine Fraktion im Gemeinderat mehr geben, die noch nicht begriffen hat, dass die Verbrennung von 180 Tonnen Palmöl im Heizkraftwerk des Realschulzentrums nicht ohne Folgen bleibt - nicht für die Umwelt durch die katastrophale Regenwaldvernichtung in den Anbaugebieten und nicht für die eigene Reputation einer Gemeinde, deren Wohlstand zum großen Teil von den Tourismuseinnahmen abhängt. Knapp 80.000 Menschen haben bislang die Petition gegen den weiteren Einsatz von Palmöl in Kressbronn unterschrieben.

Doch nun herrscht Verwirrung und Ernüchterung. Das Gutachten einer Consulting Firma hat gar nicht mögliche Alternativen zum Palmöl-BHKW geprüft. Der 14-seitige Bericht lässt sich lediglich über die Betriebsführung aus. Letztere ist wohl nicht so „hocheffizient“ wie sie bei einer Begehung für die Gemeinderatsmitglieder von Herrn Wenzler letztes Jahr beschrieben wurde. Fehlende Mess- und Regeltechnik sowie eine falsche manuelle Steuerung lassen die Effizienzen verpuffen.

Das ist zwar eine Erkenntnis, sie lässt aber nicht davon ablenken, dass die Gemeinde schlichtweg nicht das beauftragt hat, was dem Gemeinderat und den Gegnern der Palmölverbrennung in Aussicht gestellt wurde – eine objektive Bewertung von alternativen Wärmequellen. Sowas passiert nicht aus Versehen. Der Kunde bekommt, was er bestellt. Zumindest Herr Enzensperger ließ also auf große Worte bewusst die falschen Taten folgen, um Gegner seiner Politik zumindest zeitweise ruhigzustellen. Das kann auch den technischen Leiter schon mal in Erklärungsnot bringen.

Nach mehr als 6 Monaten Bearbeitungszeit für das Gutachten und Revisionen durch die Gemeindeverwaltung sind wir nun kein bisschen weiter. Das Palmöl-BHKW ist konzeptionell überholt, die Betriebsführung mau und Kressbronn noch immer ein Schadfleck auf der energiepolitischen Karte Baden-Württembergs.

Es ist nun keine Frage der Parteizugehörigkeit mehr, wer den Antrag für die umgehende Umstellung auf Pflanzenöl aus EU-Anbau stellen sollte, bis eine zukunftsfähige Lösung für die Energiegewinnung der öffentlichen Einrichtungen gefunden ist.

Letztlich ist es eine Gemeinschaftsaufgabe, den Missstand der Palmölverbrennung sofort abzustellen. Hier gibt es keine Lorbeeren zu verteilen. Es muss einfach getan werden.

Weitere Infos unter www.energiekressbronn.de

Heiko Kling

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